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Erster Tag - die Korkernte

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Mehr über die Korkeiche, Ihre Verbreitung und den Lebensraum

1. Tag - die Korkernte im Alentejo (Süd-Portugal)

Die Korkernte findet jedes Jahr im Juni oder Juli statt. Ich konnte in dem wichtigsten Korkanbaugebiet Portugals, dem Alentejo, einmal "live" mit erleben, wie eine Korkernte vor sich geht. Mit zusammengebastelten Holzleitern oder ohne Hilfsmittel werden die Korkeichen bestiegen. Dann trennen die Erntehelfer mit langen, schmalen Äxten die Korkschicht am Baum in möglichst große Stücke auf. Sie müssen aufpassen, dass sie nicht zu tief in den Baum hineindringen und so die lebende Rinde des Baumes verletzten. Das ergibt Narben und bei der nächsten Ernte ist der Kork von geringerer Qualität. Der Baum an sich lebt nur in einer dünnen Schicht, unter der eigentlichen Korkschicht. In dieser Schicht werden Wasser und Nährstoffe von den Wurzeln bis zu den Blättern transportiert. Ausgehend von dieser Schicht wächst der Baum nach innen (Holz) und auch nach außen (Kork).

Das Abschälen schadet der Korkeiche weit weniger, als man vermuten könnte. Überall sieht man in den Wäldern noch jahrhundertealte, imposante Bäume, die schon dutzendfach geschält wurden. Durch die Schälung wird die Korkeiche zur Neubildung der Rinde angeregt, und es wird auch immer nur (von unten ausgehend) maximal ein Drittel oder weniger der Korkschicht entfernt, je nach Klima und Baum auch weniger. Direkt nach dem Schälen haben die Bäume eine rosagelbe Farbe, die dann mit der Zeit in ein zimtbraun übergeht.

Sind die Korkplatten dann vom Baum auf der Erde gelandet (dauert pro Baum ca. 5-20 Minuten), dann werden sie schon im Wald grob nach Größe und Qualität sortiert und dann zu ihrem Zwischenlager gebracht, wo sie die nächsten Monate verbringen werden.

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Die Ernte

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Interessierte Zuschauer

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Vorher...

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...und nachher

Lagerung der Korkplatten

Meistens mitten in den Wäldern werden die Korkplatten, in der Regel auf Sand, ordentlich und genau abgemessen aufgestapelt. Dabei muss man darauf achten, das sich unter der Korkplatten keine Feuchtigkeit sammeln kann. In den Werbeprospekten der Korkhersteller sieht man auch öfters asphaltierte Flächen (noch besser als Sand), in Wirklichkeit macht das aber keiner, wie uns der Plantagenbesitzer versicherte ;-).

Hier warten die Korkplatten dann einige Monate, bis sie Ihren Käufer gefunden haben. Es werden einfach die Meter an den Stapeln abgelaufen, und zum Abschluss des Vertrages reicht noch ein Handschlag (wenn man sich über den Preis, der in den letzten Jahren stark gestiegen ist, geeinigt hat).

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Lagerung der Korkplatten. Verkauft wird nach Metern. Hier liegen sehr viele Escudos...

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Zwei Chefs unter sich, links Herr Da Silva

Erste Waschung in heißem Wasser zur besseren Biegsamkeit

Von den Wäldern im Süden steht jetzt den meisten Korkplatten eine Reise über ca. 200km in den industrialisierten Norden Portugals bevor, wo der Großteil der Korken weiterverarbeitet wird. Erst in den letzten Jahren wird mehr und mehr im unterentwickelten und früher armen Süden weiterverarbeitet, teils wegen EU-Förderungen und auch, weil im Norden die Arbeitskräfte knapp werden.

Im ersten Schritt werden die vom der ca. 6monatigen Lagerung in den Wäldern kommenden Korkplatten ca. 20 Minuten in ca. 80-90°C heißem Wasser gewaschen. Vor zwei Jahren bei dem letzten Besuch der Firma Berlit-Staudt GmbH passierte das noch schon wie zu Omas Zeiten per holzgeheiztem, primitiven Kessel (entsprechend primitiv waren auch die hygienischen Verhältnisse, und das Waschwasser wurde nur selten gewechselt). Mittlerweile werden die Korkplatten im Edelstahlbecken eingeweicht und teilweise direkt weiterverarbeitet, das Wasser wird schon einmal grob gefiltert, aber immer noch ca. 10 Mal benutzt. Laut Prof. Sponholz ist das schon ein Fortschritt, die erste Waschung bleibt aber weiter die Achillesferse der Korkproduktion. Durch die vielen Waschvorgänge in demselben Wasser kann eine mit dem Auslöser des Korkgeschmacks, dem TCA, belastet Korkpartie viele weitere Partien kontaminieren. Entweder müsste das Wasser jedes Mal gewechselt werden oder über einen Aktivkohlefilter geschickt werden, das ist aber teuer und erst in der Zukunft angedacht.

Die Waschung dient vor allem dazu, das der Kork biegsamer wird und sich leichter verarbeiten lässt. Auch wird der erste grobe Dreck weggewaschen.

Teils werden die Rinden jetzt direkt nach der Waschung weiterverarbeitet, gestanzt und die Stanzreste und anderer, minderwertiger Kork zu Korkgranulat zermahlen. Dieses Granulat wird dann von Verunreinigungen gesäubert und nach Körnung und Gewicht sortiert. Neben dem Flaschenkork gibt es noch viele andere Verwendungen für Kork und Korkgranulat, als Dämmmaterial usw., und vielleicht laufen Sie gerade auf Schuhen mit Korkbett.

Der anfallende Staub und die Abfälle werden direkt zur Heizung des Waschwassers verwendet. Immer wieder hört man davon, das Korkfabriken in die Luft fliegen - ähnlich wie Mehl ist Korkstaub mit der richtigen Luftkonzentration hochexplosiv. Eigentlich war jede Korkfabrik, die wir besuchten, schon einmal in die Luft geflogen...

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Waschung - Vorsicht heiß

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Nach der Waschung werden die Platten teilweise direkt weiterverarbeitet

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Sehen Sie, wie aus den Korkplatten die Korken werden



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